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Noch mehr Heimatkunde...

 

"Dienstleistungen" in Hargarten aus längst vergangener Zeit


Wir haben in den niedergeschriebenen „Erinnerungen“ unser ehemaligen Mitbürgerin Anni Schuler geb. Vetter (Geburtsjahrgang 1925 - verstorben 2012) geblättert. Dabei sind wir auf Dienstleistungen aufmerksam geworden, die man heute nur noch vom Hörensagen oder gar nicht mehr kennt, so zum Beispiel:
Der „Lumpenhändler“.
Alle paar Wochen kam ein Lumpenhändler nach Hargarten mit seinem Pferd und Wagen. Die Kinder suchten alles, was nicht mehr zu tragen war zusammen, gingen zum Lumpenhändler, wo alles gewogen wurde und erhieltendafür eine Tasse, einen Teller, Johannisbrot oder andere schöne Sachen.
Der „Deppengießer“.
Vor der Hargarter Kirmes kam der Deppengießer ins Dorf. Gegenüber „Marxen-Haus“ (heute Wohnhaus Bärbel und Georg Klinkert) am Schulberg (heute Brunnenanlage) richtete er sich seine Werkstatt ein. Er machte Feuer, ließ im Topf Zinn schmelzen und die Arbeit konnte beginnen. Die Leute brachten ihre Töpfe mit Löchern und vor allem das Zinnbesteck für die Kirmes. Dieses kam in die Zinnflüssigkeit, dann glänzte es wieder wie neu und die Kirmesgäste konnten kommen.
Der „Schirmflicker“.
Ab und zu kam auch ein Schirmflicker in den Ort. Die kaputten Schirme wurden eingesammelt und kamen dann am Abend gebrauchsfertig wieder zurück.
Der „Scherenschleifer“.
Auch ein Scherenschleifer kam in regelmäßigen Abständen in unser Dorf. Die Messer und Scheren wurden eingesammelt. Der Schleifer hatte ein Dreirad mit einem Schleifstein, das war sein Arbeitsgerät.
Der „Schuhmacher“.
Auch ein Schuhmacher kam gelegentlich ins Dorf. Die Schuhe wurden besohlt und mit Schuhnägeln mit Köpfen benagelt, so waren sie länger haltbar. Die gesäuberten Schuhe wurden samstagsabends mit Schuhfett eingeschmiert.
Die vorgenannten Dienstleistungen lassen erkennen, dass seinerzeit nichts weggeworfen wurde. Es wurde alles gesammelt, geflickt oder erneuert. Dies stand im Gegensatz zu unseren heutigen „Wegwerfgesellschaft“.
Natürlich gab es auch Tante-Emma-Länden im Dorf, wie Wernisch, Spuller, Lourenzen Anna und Ottos Kattchen. Sie hatten zwar viel im Sortiment - aber längst nicht alles, was die Hargarter brauchten oder gerne gehabt hätten. Deshalb warteten sie auch immer "sehnsüchtig" auf fahrende Händler, so zum Beispiel:
Der „Gemüsehändler“. Er fuhr mit Pferd und Wagen jede Woche durch Hargarten. Er machte sich durch eine Schelle bemerkbar.
Der “Fischhändler“. Er kam stets im Winter, weil nur in der kalten Jahreszeit die damals mögliche "Kühlkette" eingehalten werden konnte. Auch der Fischverkäufer machte mit einer Schelle auf sich aufmerksam . Die Fische lagen im Eis und wurden mit darüber liegenden Eisstangen zusätzlich gekühlt.

 

Schülerinnen des Hochwald-Gymnasiums in Wadern arbeiten für einen Wettbewerb die Geschichte des Landkreises wieder auf.

Alle zwei Jahre schreibt der jeweilige deutsche Bundespräsident zu wechselnden Themen einen Geschichtswettbewerb aus. Diese Tradition wird auch vom derzeitigen Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier fortgesetzt. Teilnehmer an diesem Projekt, dem größten historischen Geschichtsforschungswettbewerb für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre, sind auch die Klassen 7c und 7d des Hochwaldgymnasiums Wadern unter Leitung der beiden Studienrätinnen Aline Baltes und Dr. Tina Schweitzer als Tutorinnen.
So stieß man zu Beginn der Recherchen auf einen SZ-Artikikel aus dem Jahre 2010 unter der Überschrift „Als Hargarten noch ein Grenzort“ war. Für das Projektthema war dies eine interessante Lektüre. Und so kam eine Mädchengruppe vom HWG mit ihren Tutorinnen 2018 nach Hargaren, um mit dem 2. Vorsitzenden des Heimat- und Kulturvereins Herbert Dewes die damalige Grenze (1920 – 1935) und verschiedenen „Geschichtsstationen“ zu erkunden. Zunächst traf man sich im Wohnhaus der Zeitzeugin Erika Wagner (96 Jahre alt), die den Schülerinnen Interessantes von der damaligen Grenzsituation, dem Verhältnis der Hargarter mit den Zöllnern und Schmuggelgeschichten erzählte. So erhielt man gute Informationen für das Geschichtsprojekt (Foto).
Anschließend besichtigten die Schülerinnen mit ihren beiden Tutorinnen und Herbert Dewes das ehemalige französische Zollhaus (erbaut 1925), einen alten Grenzstein (Foto), der die damalige Grenze markierte, die Grenzregulierung auf dem Hungerberg und den Verlauf der Grenze zwischen Hargarten (Saargebiet) und Rissenthal (Deutsches Reich), bevor man zum Abschluss sich nach Reimsbach/Oppen, den damaligen Grenzorten begab, um hier den Grenzverlauf, der über die heutige Landstraße und den Häusern führte, zu erkunden.
Anfang Februar waren Herbert Dewes vom HKV und Volkmar Schommer (Buchautor) zu Gast im Hochwaldgymnasium, um den Schülerinnen und Schüler bei beiden Klassenstufen „Rede und Antwort“ zu stehen. Es wurden die seinerzeitigen wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere zwischen den Bewohnern des damaligen Saargebietes und dem Restkreis Wadern, näher erläutert. Aber auch über andere, für die Schülerinnen und Schüler interessanten Themen, wurde berichtet.
Die Studienrätinnen Aline Baltes und Dr. Tina Schweitzer bedankten sich bei den beiden Heimatkundlern für ihre fachliche Unterstützung, die den Schülern und Schülerinnen als Wettbewerbsteilnehmern/innen sehr von Nutzen war.

Übrigens: Die Schülerinnen und Schüler der 7c und 7d haben haben beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten im Juli 2019 einen der begehrten Förderpreise auf Landesebene gewonnen. Glückwunsch!


Foto: Dr. Tina Schweitzer/ HWG, Text: Herbert Dewes/HKV

Geschichte ans Tageslicht fördern

Heiden1Mit seinem geschichtlichen Spaziergang hatte der Heimat- und Kulturverein Hargarten (HKVH) auch 2017 einen vollen Erfolg erzielt. Die Idee zur „Spurensuche nach den Hargarter Heidenhäusern“ stammte vom zweiten Vorsitzenden Herbert Dewes. Sowohl auf dem Traktor mit Anhänger als auch zu Fuß startete eine stattliche Kinderschar zu der in Richtung Erbringer und Merchinger Bann liegenden Gewann „Auf den Heidenhäusern“, um näheres über die Existenz dieser Heidenhäuser zu erkunden. Begleitet wurden die jungen Geschichtsforscher von den Eltern oder Großeltern sowie Vereinsmitgliedern. Vor Ort hieß der erste Vorsitzende Helmut Lubitz alle, die sich mit auf den Weg gemacht hatten, willkommen und wünschte den Kindern viel Spaß und Erfolg beim Suchen von im Erdreich verborgenen Schätzen. Anhand der Flurkarte machte Herbert Dewes zunächst auf die darauf eingezeichneten Gewanne aufmerksam und antwortete auf Fragen mit humorvollen Vermutungen. Mit Hacken und Kinderschaufeln scharrten die Kinder im lockeren Waldboden und wurden sogleich fündig. Von Tontöpfen bis zu glänzenden Metallteilen wurde Allerlei ans Tageslicht befördert und stolz präsentiert. Erfolgreich war auch Wünschelrutengänger Winfried Minninger, der eine Flasche hochprozentigen „Hargarter Südhang“ ausfindig machte, dessen noch vorhandene Qualität von den Erwachsenen gleich vor Ort geprüft wurde. Mit dem bärtigen Heinz Lauer aus Brotdorf, der bei solchen Späßen des HKVH gerne als Darsteller mitwirkt, erhielt die verblüfften Kinder Besuch von einem mittelalterlichen Heiden. Nach einem Gruppenfoto der Kinder mit ihm und der Präsentation der ausgegrabenen Schätze, wurde der Rückweg zur Wanderhütte angetreten, wo für alle mit kühlen Getränken und Leckeres vom Grill für das leibliche Wohl gesorgt war.

Foto & Text: Norbert Becker

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