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Was zwischen 2000 und 2004 passiert ist...
Fotos gesucht! (2004)
Vor genau 70 Jahren wurde die Landstrasse von Hargarten nach Brotdorf fertig gestellt. Der Heimat- und Kulturverein will die Geschichte und den Bau dieser wichtigen Verkehrsverbindung zwischen dem Haustadter Tal und der Kreisstadt dokumentieren. Wer hat Fotos aus dieser Zeit? Fotos von den Bauarbeiten an der "Neustrasse", Fotos von der alten Strassenführung? Oder Tipps, wo solche Bilder existieren...
Bitte rufen Sie Herbert Dewes unter 06832-1327 an!
SZ-Artikel vom 5. Juli 2004
zum Original-Artikel
Die Landstraße zwischen Hargarten und Brotdorf besteht mittlerweile seit 70 Jahren. Sie ist die kürzeste und damit
schnellste Verbindung aus dem oberen Haustadter Tal und von Rissenthal zur Stadt Merzig. PS: 2005 wurde der Grenzstein restauriert und wieder "richtig herum" aufgestellt. Dazu gab es natürlich ein entsprechendes "Grenzsteinfest".
VON SZ-MITARBEITER
NORBERT BECKER
Hargarten. Viel befahren wird heute die Landstraße zwischen Hargarten und Brotdorf, die nun 70 Jahre besteht. Sie ist die kürzeste Verbindung vom oberen Haustadter Tal
und Rissenthal zur Kreisstadt Merzig, die man schnell erreicht. Dies war bis in die dreißiger Jahre anders. Fast zehn Jahre hatte der Hargarter Gemeinderat im Interesse
seiner Bürger für diese wichtige Straße gekämpft, deren Arbeiten im Juli 1932 endlich begannen und dann 1934 fertig waren.
Steil aufwärts über Bachem
Bis dahin war der Weg nach Merzig noch recht beschwerlich und führte durch das Dorf steil aufwärts über Bachem. „Die Hargarter gingen zu
Fuß über den Gipsberg nach Merzig zum Markt oder fuhren mit dem Pferdefuhrwerk über Bachem. Zuvor mussten weitere Pferde vorgespannt werden, um mit dem schwer
beladenenen Wagen den Merziger Weg in Hargarten hochzukommen.
Die Rückfahrt der Wagen mit schwerer Ladung führte über Beckingen durch das Haustadter Tal, weil der Weg über Bachem zu steil
war“, erinnert sich die 86-jährige Mathilde Dewes geborene Schuler.
Von Hargarten über Rimlingen führte damals ein Weg nach Merzig. Aber Rimlingen gehörte nach dem ersten Weltkrieg zum Deutschen
Reich. Es gab hier eine Zollstelle. Man begab sich daher über Bachem, das auch zum Saargebiet gehörte.
Bereits 1914 wurden die Wegeverhältnisse im Haustadter Tal im „Dillinger Anzeiger“ bemängelt. Die Gemeinden waren bemüht, den Straßenbau voranzutreiben. So forderte
der Hargarter Gemeinderat 1923 per Beschluss, den steilen Weg von Bachem nach Hargarten, entsprechend der Geländeeinteilung zu
verlegen. Aber dies sollte noch etliche Jahre mit viel Schriftverkehr und weiteren Beschlüssen dauern. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise
kam es zu hoher Arbeitslosigkeit und bitterer Not in den Familien. Sie beackerten jedes Stück Land, um zu überleben. Notstandsmaßnahmen sollten dazu beitragen, den Arbeitslosen wenigstens ein Minimum
an Einkünften zu ermöglichen. Im Zuge einer solchen Maßnahme wurde eine nähere Verbindung vom Dorf zum Hungerberg gebaut. Die
Kosten wurden durch den Verkauf des bei Anlegung des Weges geschlagenen Holzes gedeckt. Auch der lang ersehnte Bau der Kreisstraße
(heute Landstraße) nach Brotdorf war eine solche Notstandsmaßnahme. So ging es 1932 endlich los mit diesem Straßenbau. Er wurde in
drei Losen vergeben. Das Los für den Hargarter Streckenabschnitt fiel an die Baufirma Ernst aus Saarlouis, deren Baubüro
sich im Hause Jakob Hackenberger (heute Sonnenstudio) befand. Etwa 300 Erwerbslose aus der damaligen Bürgermeisterei Haustadt erhielten
Beschäftigung. Mehrere Feldwege und Pfade wurden durch den Straßenbau durchtrennt. Herbert Dewes, Mitglied des Heimatvereins,
hat deren Kartierung, auch im innerörtlichen Bereich, erstellt.
„Moppelchen“ eingesetzt
„Beim Bau der Straße wurde ein Schienenstrang gelegt, auf dem mittels Loren und Zugmaschinen, die „Moppelchen“ genannt wurden, das
Erdreich abtransportiert wurde“, berichtet Mathilde Dewes. „Die beiden Zugmaschinen mit Dieselmotoren zogen
fünf bis sechs Loren. Nach Feierabend waren sie dann im Maschinenschuppen untergestellt und die vier von der Baufirma eingesetzten
Pferde in der Dimmerscheune“, hat Alois Vetter, Jahrgang 1922, noch in Erinnerung. Kalksteinschotter von der „Buss“ im Merchinger Wald
wurde mit Pferdefuhrwerken von Hargarter Bauern zum Straßenbau gefahren, was einen Nebenverdienst bedeutete. Für die Straßentrasse mussten umfangreiche Felsen gesprengt werden. „Hierbei flogen auch Steinbrocken auf das
Schuldach und Lehrer John war in heller Aufregung“, blickt Mathilde Dewes zurück. Nikolaus Kratz setzte die Steine im Straßenbereich auf.
Dies war für deren Haltbarkeit wichtig. Die Firma Philipp Birk aus Beckingen brachte ihren Kompressor, um die Felsbrocken zu zerkleinern. Alles Erdreich musste mit Pickel und Schaufel «abgetragen werden. Das Schärfen der Pickel oblag
Dorfschmied Franz Vetter. Viele Arbeiter wurden in Hargarter Familien beköstigt. Schulbuben versorgten sie mit Trinkwasser aus dem
Dorf. Nach der Fertigstellung der Straße wurden an dieser entlang viele Kirsch- und Zwetschgenbäume gepflanzt. Für die Unterhaltung
zeichnete der Straßenwärter Peter Rein verantwortlich. Ein Fehler, der beim Straßenbau begangen wurde, ist bis heute geblieben. So steht ein
Grenzstein mit dem Trierer Kreuz und den Lothringer Lilien zur falschen Seite hin.
Die alten Wege und den neuen Straßenverlauf zeigen wir euch mit der folgenden Karte:
Stimmungsbilder aus Hargarten (2004)
Rundwanderung um Rissenthal und Hargarten - Erstbegehung einer neuen Wanderroute (2003)
Am 11. August 2003 führten Kultusminister Jürgen Schreier und der im Saarland bekannte „Wanderführerpapst“ Professor Peter Moll eine Wandergruppe rund um Rissenthal und Hargarten. Es war die Erstbegehung einer von Prof. Moll beschriebenen neuen Wanderroute von 16 km Länge „Schluchten, Runsen und Hangwälder am Rand der Wahlener Platte - von und zum Peter- Wust- Dorf Rissenthal über Urwahlen, Rimlingen und Hargarten“. Ende diesen Jahres wird die Wanderroute im 2. Band der Wanderführer-Reihe von Prof. Moll „Neuland Heimat: Entdeckungen im Saar-Mosel-Raum“ erscheinen. Mit in der Wandergruppe befand sich auch Staatssekretär Stefan Weszkalnys. Nach Durchwanderung der reizvollen Schluchten, Runsen ( tiefe Rinnen ) und Schatten spendenden Hangwälder in Rissenthal kam die Gruppe am Schluss noch am Kalkbrennofen, der St. Anna Kapelle und der Feldschmiede in Hargarten vorbei. Die angefügten Bilder zeigen, dass sich alle auch in Hargarten wohlfühlten, trotz der großen Hitze an diesem Wandertag.
Hargarten Kreissieger bei "Unser Dorf soll schöner werden!" (2002)...
Beim Wettbewerb konnte sich unser Ort unter 29 Mitbewerbern durchsetzen. Neben dem allgemeine näusserlichen Erscheinungsbild wird von der Jury grossen Wert auf dörfliches Leben und Aktivitäten gelegt. Hargarten mit seinen 600 Einwohnern hat gerade in diesem Bereich seine besten Ergebnisse erzielt, die letztendlich ausschlaggebend für die Goldmedaille auf Kreisebene waren.
Aus der Würdigung des damaligen Bürgermeisters Manfred Peter vom Frühjahr 2003:
"An erster Stelle sind die Vereine zu nennen. Der noch recht junge Heimat- und Kulturverein, der in jahrelanger Arbeit den Wiederaufbau und die Restaurierung des Kalkofens und der historischen Feldschmiede geführt hat. Seine Veranstaltungen wie die Kalkbrennertage, die von vielen Hargarter Mitbürgern unterstützt werden, wecken Interesse über den Landkreis hinaus. ... Die Zusammenarbeit aller Vereine ist vorbildlich. Jeder Verein hilft dem anderen. Der jährliche Rommelbozenumzug des Obst- und Gartenbauvereins, bei dem viele Helfer notwendig sind, um die mehreren tausend Besucher rundum zufrieden zu stellen, belegt dies. Des Weiteren wurde von allen Vereinen die Hargarter Kirmes wiederbelebt. Sie wird seit einigen Jahren als traditionsbewusstes Fest über mehrere Tage gestaltet. ... Die Grundschule Hargarten, geleitet vom Rektor Helmut Lubitz, übrigens auch Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, leistet nicht Alltägliches in Hargarten. In zahlreichen Stunden wurde in Zusammenarbeit mit Eltern, Hauswart und Lehrerkollegium eine beispielhafte Schulhofgestaltung vorgenommen.... Des Weiteren kann Hargarten auf einen idyllischen Dorfplatz mit angrenzendem Kinderspiel- und Rasenbolzplatz zurückgreifen, der in letzter Zeit immer stärker auch von Kindern aus den Nachbarorten frequentiert wird. Hargarten, mit seinem dörflichen Charakter, wurde daher als Naturparkdorf ausgewiesen. Die Beölkerung und auch die Vereine nehmen die Auszeichnung sehr ernst und erfüllen diese im Ort im Laufe eines jeden Jahres in vielfältiger Art und Weise, damit es diesem Namen auch gerecht wird.
Der Gemeindebezirk Hargarten wird im nächsten Jahr den Landkreis Merzig-Wadern beim Landeswettbewerb vertreten. Die anstehenden Dorferneuerung sowie die rege Beteiligung der Haus- und Grundbesitzer an dieser Ortskernsanierung wird den Hargartern sicherlich weitere Punkte einbringen.
An dieser Stelle möchte ich mich als Bürgermeister der Gemeinde Beckingen bei allen Bürgerinnen und Bürgern, bei den Vereinen, bei der Schule sowie bei allen Verantwortlichen für die hervorragende Darstellung ihres Heimatortes bedanken und hoffe auf einen weiteren hervorragenden Platz beim nächstjährigen Landesentscheid.
Der Bürgermeister
Manfred Peter"
...und ein toller 3. Platz beim folgenden Landeswettbewerb (2003)
Als schönstes Dorf des Kreises Merzig-Wadern durfte Hargarten 2003 auch beim Landeswettbewerb mitmachen. Am Nachmittag des 30. Juni 2003 besuchte die Landeskommission unter Leitung von Kurt König vom Umweltministerium unseren Ort. Als Jurymitglied war auch Ex-Minister Dr. Wickelmayer dabei. Ihn interessierte besonders die von Schulleiter Helmut Lubitz in der Weidentalhalle aufgebaute Flachsausstellung und die entsprechenden Erläuterungen zu Flachs und dessen Verwertung und Bedeutung für Hargarten. Der Jury gefiel dann vor allem auch der neugestaltete Schulhof, den Schulelternsprecher Berti Wagner vorstellte. Als Projektleiter war er maßgeblich mit vielen weiteren Eltern und Lehrern in die Neugestaltung des Schulhofes eingebunden. Anschließend machte sich die Kommission zur Burheck auf, wo Helmut Lubitz der Kommission die Feldschmiede und den Besuchersteinbruch vorstellte. Zum Abschluss ihres Besuches in Hargarten schaute sich die Kommission noch den vom Heimat- und Kulturverein wieder aufgebauten Kalkofen an, den Roman John als 2. Vorsitzender des Heimat- u. Kulturvereins präsentierte.
An diesem Landeswettbewerb hatten sich 92 Dörfer aus den Kreisen und dem Stadtverband Saarbrücken beteiligt. Die Goldmedaille erhielt Wolfersheim, den 2. Platz teilten sich Erfweiler-Ehlingen, Lockweiler und Überrroth-Niederhofen. Auf dem 3. Platz landeten Hargarten, Felsberg, Hirzweiler und Karlsbrunn. Hier in Hargarten freuten sich alle über diesen dritten Platz, der ja weiterhin Ansporn ist, dass unser Dorf noch schöner werden soll...