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2022: Auf den Spuren Hargarter Geschichte(n)...
Trotz wetterbedingt nicht ganz optimaler Startbedingungen trafen sich am Sonntag, 25. Septembe 2022r, zahlreiche Interessierte aus Hargarten und umliegenden Dörfern zu einer ganz besonderen Geschichtswanderung.Erste Station war der „Berensen Kalkofen“ in dem gleichnamig bezeichneten Gewann. Dieser Kalkofen, einer von acht in Hargarten bekannten, wurde vor über 200 Jahren betrieben. Woher der Name stammt, konnte nicht ermittelt werden. Es gibt zwar in Hargarten eine Familie, deren Nachkommen immer noch „Berensen“ gerufen werden, doch haben Ahnenforschungen nichts Konkretes erbracht.
Dann ging es weiter zu den Römergräbern, auf die sich der damalige Schulrat Kell in seinem 1925 erschienenen Heimatbuch beruft. Danach sollen im Jahre 1885 auf einem Gewann in Hargarten zwei römische Särge ausgegraben worden sein. Die Straße nördlich von Hargarten und Merchingen sei als eine Abzweigung der von Metz an den Rhein führenden Römerstraße anzusehen. Auch im Hargarter Heimatbuch heiße es, dass am Bachemer Weg zwei Steinsärge ausgegraben wurden. Die genaue Lage sei auf einer Karte über vorgeschichtliche und geschichtliche Funde im Kreis Merzig-Wadern aufgezeichnet. Wanderführer Herbert Dewes hatte hierzu im Vorfeld ergebnislos im Kreisheimatarchiv recherchiert. Auch das Landesarchiv in Saarbrücken, das Landesdenkmalamt und das Rheinische Landesmuseum in Trier konnten bei der Kartensuche nicht weiterhelfen. So wurde den Teilnehmern der Bereich „Bachemer Weg“ sowie die seinerzeit vorbeiführende Römerstraße näher erläutert.
Nächste Station für die interessierte Gruppe war das sogenannte „Dreiländereck“ im Merchinger Wald, wo die Gemarkungsgrenzen von Merchingen, Bachem und Hargarten zusammenstoßen. Die dort einst verlaufende Grenze war durch die bekannten schweren Grenzsteine aus Sandstein markiert, von denen ein freigelegter in Augenschein genommen werden konnte. Der jüngste Teilnehmer der Wanderung, der 3jährige Ben Wenderoth, präsentierte sich sogleich als neuer "Herrscher" des Dreiländerecks. Letztes Ziel war das Flurstück „Im Bender“ am Waldrand. Das hoch gelegene Flurstück soll seine Bezeichnung von einem im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) gefallenen schwedischen General namens Bender erhalten haben, der hier bestattet wurde. Das Grab wurde um 1880 durch den Landwirt Nikolaus Bourgeois auf seinem Grundstück am Rande des Merchinger Waldes freigelegt, weil ihn eine Bodenerhöhung auf seinem Feld immer bei der Arbeit störte. Die Flurstückbezeichnung ist seit Generationen überliefert. Wer war General Bender? Hierzu erläuterte Dewes: „Er ist nicht zu verwechseln mit Generalfeldmarschall Bender, der in Böhmen beerdigt ist. Bei dem in Hargarten beigesetzten Bender handelt es sich um den General Bernhard Bender, der 1631 als Obristleutnant in schwedischen Diensten stand und Angehöriger des ‚Braunen Regiments‘ war. Im Jahre 1632 wurde er zum General befördert. Zuvor war er Hessen-Kasselischer Kapitän, der, so wird vermutet, unter anderem dafür zuständig war, Deserteure oder Gefallene in den Kampftruppen zu ersetzen.“
Zur Erinnerung an General Bender, der in Hargarten seine letzte Ruhestätte fand, inszenierte Dewes ein Spektakel. Als die Gruppe aus dem Wald trat, sorgten Gisbert und Bruno Reiber für Musketen- und Trommellärm, ehe dann Heinz Lauer aus Brotdorf in passender Uniform und mit Fahne als General Bender auf der Bildfläche auftauchte. Da waren manche zunächst perplex, hatten dann aber ihren Spaß, als Wanderleiter Dewes den "General" auf humoristische Art zu den damaligen Geschehnissen befragte.
Zum Abschluss traf man sich an der Wanderhütte, wo die Hargarter Dorfjugend die hungrigen und durstigen Geschichtswanderer mit Schwenkbraten, Würstchen und diversen Getränken versorgte. Dewes bedankte sich bei den Teilnehmern, die sich an der sonntäglichen Wanderung, trotz nicht gerade einladenden Wetters, erfreuten. Bereits anfangs hatte er diesen erklärt, dass es sich bei den Erkundungen um geschichtliche Hargarter „Mosaiksteinchen“ handelt. Man müsse sie nicht unbedingt wissen, aber es schade auch nichts, wenn man sie kenne...
Text & Fotos:nb