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Ansichtssachen

Gewerbe domols - der Stellmacher- und Küferbetrieb Jakob Kerber


Zur Geschichte
Mit dem Beruf „Stellmacher“, den man auch „Wagener“ nannte, oder „Küfer“, können heutzutage nur noch die wenigsten etwas anfangen.
Doch bis etwa 1960 war der Stellmacher ein für die Landbevölkerung, insbesondere für die Bauern, nicht wegzudenkender Handwerksbetrieb.


Im Januar 1928 meldete Anton Kerber (der Großvater von Toni Kerber) in Hargarten einen Stellmacherbetrieb an. Kerber wohnte in Rimlingen und kam mit seinem Sohn Jakob jeden Tag von dort in seinen Betrieb. Eine Besonderheit war, dass die von ihnen hergestellten Arbeitsgeräte in Rimlingen vorgefertigt und anschließend in Hargarten fertiggestellt wurden. Grund hierfür war die von 1920 bis 1935 bestehende Zollgrenze. Hargarten gehörte seinerzeit zum „Saargebiet“ und Rimlingen zum „Deutschen Reich“. Während fertige Geräte nicht "exportiert" bzw. "importiert" werden durften, war das bei Teilstücken durchaus möglich - berichtet ein Nachfahre.. Die Werkstatt in Hargarten befand sich in der heutigen Annastrasse im „Diwo-Haus“.

Komplettumzug nach Hargarten

1936 baute Jakob Kerber ein Wohnhaus in Hargarten (heute Hargarter Str. 20, Haus von Michael und Mechthild Morbe) und zog mit seiner Frau Barbara ("Bäb") geb. Schmitt (aus Hargarten) und der Familie dorthin. Im Kellergeschoss richtete er sich den Stellmacherbetrieb ein. Gesellen oder sonstige Mitarbeiter gab es keine. Nur Jakob und sein Vater Anton arbeiteten dort hauptberuflich.

Arbeitsgeräte und Produktion
Wie Toni Kerber, der Enkel von Anton und Sohn von Jakob, heute berichtet, waren nicht viele Maschinen in im Einsatz. Neben kleinerem Handwerkszeug gab es lediglich eine Bandsäge, eine Hobelmaschine und eine Drechselbank.


"Damals war alles aus Holz"
Als Küfer stellten die Kerbers Viezfässer verschiedener Größen und Fassungsvermögen her, aber auch Fleischbütten. Die Bauern bestellten beim Stellmacher, in Hargarten nannte man ihn „Waner“, Wagenräder, Pflüge, Eggen, Kuh- und Pferdehammen, Waagen, Sielscheide, Holzrechen, Sensenstiele, Stiele für Hacken, Schaufel, Äxte., Butterfässer, Wagen/Leiterwagen, Leitern aller Größen und was man sonst noch aus Holz fabrizieren konnte.

Mussten an Arbeitsgeräten Eisenteile angebracht werden, wurden sie an die Schmiede Vetter in Hargarten oder Legill in Reimsbach weitergegeben. Aus dieser nicht abgeschlossenen Aufzählung kann man ersehen, wie sehr die Bauern auf die Arbeit des Stellmachers angewiesen waren. Seine Kunden waren überwiegend die Bauern im oberen Haustadter Tal. Stellmacher oder Küfers gab es in der Gegend nicht viele. 

Anfang 1950 wurden Polstergestelle hergestellt

Toni Kerber - der "Letzte seines Standes" in Hargarten

Jakob Kerbers Sohn Toni lernte den Beruf bei seinem Vater. Nach der Lehre widmete er sich der Herstellung und Fertigung von Polstergestellen, ein neues Tätigkeitsfeld der Firma. Diese Gestelle wurden von Polstereien in Erbringen, Reimsbach und Haustadt "aufgemöbelt". So entstanden Sofas oder Sessel für die "guten Stuben" im Haustadter Tal.

Abmeldung des Betriebes

Anfang der 1960er Jahre gab es immer weniger landwirtschaftliche Betriebe. Es wurden nicht mehr viele Arbeitsgeräte benötigt und wenn, dann lieferte die Industrie. Traktoren lösten Kuh- und Pferdegespanne ab. Wagenräder waren nicht mehr aus Holz und Eisen, sondern aus Stahl und Gummi (Gummireifen). Aber auch die Produktion von Polstergestellen war nicht mehr gefragt, weil aufkommende Möbelgeschäfte fertige Möbel im Katalog anboten. Im Dezember 1961 gab Jakob Kerber seinen Betrieb auf und meldete ihn ab.

Toni, der inzwischen bei der Dillinger Hütte beschäftigt war, führte in den Jahren nach der Schließung noch einige Arbeiten eher hobbymäßig aus.
 
Text:Herbert Dewes, Fotos:privat

 

Die letzten Stellmacher im Saarland - ein Fernsehbeitrag von 1975

Der Saarländische Rundfunk hatte vor vielen Jahren, genauer gesagt am 22. Januar 1975, über die Hargarter Stellmacher Jakob und Toni Kerber berichtet und uns jetzt freundlicherweise die Genehmigung erteilt, den Beitrag auf dieser Homepage zu veröffentlichen. Wir bedanken uns auch bei Werner Kerber für die Anregung und Unterstützung.

Sollte das Video über euren Browser nicht abgespielt werden können: Versucht es mal mit einer aktuellen Version von "Mozilla Firefox" oder "Google Chrome"! Das funktioniert.
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