Der Ort
Hargarter Runde - die "kleinen Sensationen"
Neben Burheck mit Feldschmiede, Kalkofen und Annakapelle gibt es in Hargarten weitere "geschichtsträchtige" Orte, die ihr euch bei einer Dorfrunde nicht entgehen lassen solltet.
Ⓐ Der alte Dorfkern
Der Mittelpunkt des Oberdorfs befindet sich an der Kreuzung von Annastraße und Hargarter Straße (früher Dorfstraße). Die nennen diese Ecke "Kreuzstraß". Sie hat im Laufe der Zeit ihr Gesicht mehrfach verändert. Ab Mitte der 60er Jahre sprudelte hier Jahrzehnte der Jakob-Brunnen, der den Mittelpunkt im Oberdorf bildete. Richtung "Am Rod" stand oberhalb der späteren Poststelle das alte Feuerwehrgerätehaus. Nach dessen Abriss in den 1980er Jahren (der Neubau kam in die Straße "Am Hügel" neben die Weidentalhalle), wurde auf dem Platz ein neuer Brunnen in anderem Stil aufgebaut. Der Jakob-Brunnen "wanderte in einen Privatgarten; an seiner Stelle wurde eine Dorflinde gepflanzt. Zwischen 2003 und 2005 wurden Straßenführung, Gehwege und Umfeld umfassend saniert, um den alten Ortskern entsprechend aufzuwerten. Mehr zu den Brunnen und den Baumaßnahmen findet ihr in unserer "Dorfchronik".
Ⓓ Die "Borrestuww"
Der Mundartbegriff "Borrenstuww" setzt sich aus den Wörtern Borre=Born=Quelle und Stuww=Stube=Häuschen zusammen. Als Borrestuww haben die Hargarter also ihr Wasserhäuschen bezeichnet, das weite Teile des damaligen Dorfes mit Trinkwasser versorgte.
Vor der Inbetriebnahme der Bornstube im Jahre 1903 erfolgte diese Versorgung aus Quellen, deren Wasser über Leitungen in öffentliche Brunnenanlagen gelenkt wurde. Außerdem hatten einige Häuser eigene Brunnen, aus denen Wasser mit einer Schwengelpumpe gefördert werden konnte. Der „Komp“ am Ende der Annastraße war Teil der bekanntesten öffentlichen Brunnenanlage im Oberdorf. Er diente zur Trinkwasserentnahme, zum Wäschewaschen und als Viehtränke.
1902 wurden wegen schlechter Wasserqualität, mangelhafter Hygiene in Hargarten neue Wasserleitungen bis zum Hause Rein-Puhl (heute Autohaus gegenüber dem Dorfplatz) verlegt und 1903 der Wasserbehälter (Bornstube) im Rod mit 40 cbm Wasserinhalt in Betrieb genommen. 1924 wurde die Wasserleitung dann bis zur Ecke Rissenthaler Straße erweitert.
Hargarten gehörte zu einer der ersten Gemeinden des Haustadter Tales, die eine öffentliche Wasserversorgung mit Hausanschlüssen betrieben hatte.
Aus Mitteln der aufgelösten Wiesengenossenschaft wurde das alte Wasserhäuschen, die "Borrestuww", restauriert und am 12. Mai 2007 der Öffentlichkeit mit einem kleinen Fest vorgestellt. Herbert Dewes, der die Abwicklung der letzten Maßnahmen der Hargarter Wiesengenossenschaft übernommen hatte, konnte mit dem 1. Beigeordneten der Gemeinde Beckingen, Bobby Brandstätter, dem Hargarter Ortsvorsteher Robert Schomers und dem Abteilungsleiter Siegbert Baum vom Gemeindewasserwerk die restaurierte Bornstube einweihen und eine Infotafel enthüllen.
Als Standort des Gemeindewasserwerks Beckingen, das alle Haushalte der Gesamtgemeinde versorgt, spielt Wasser bis heute in Hargarten eine wichtige Rolle. Mehr dazu am Ende unseres Rundgangs.
Ⓔ Das "Schwarze Kreuz"
Das "Schwarze Kreuz" steht in einer scharfen Rechtskurve auf dem Weg vom Ort zu dem restaurierten ehemaligen Kalkofen. Es handelt sich um eines der sogenannten Pestkreuze, wie sie vielerorts auf Friedhöfen, aber auch auf weiter Flur zum Gedenken an die Opfer der großen Pestepidemien aufgestellt wurden. Als der Hargarter Bann 1830 aufgeteilt wurde, bekam dieser Bereich die Gewannbezeichnung „Beim schwarzen Kreuz“.
Mit den Mitteln der aufgelösten Wiesengenossenschaft wurde das Umfeld des "Schwarzen Kreuzes" neu gestaltet. Es ist die letzte der Maßnahmen, zu der auch die Restaurierung der "Borrestuww", die Erneuerung des Container-Standplatzes sowie die Säuberung des Bachlaufs in der Burheck und im Merziger Weg gehörten.
Unser inzwischen verstorbenes Vereinsmitglied Josef Rein hatte über zwei Jahrzehnte neben dem Steinkreuz am Kalkofen auch das "Schwarze Kreuz" im Merziger Weg ehrenamtlich gepflegt und Blumen eingepflanzt. Die Ruhebank, die den Wanderern und Radfahrern als Ruhepause diente, konnte nicht mehr instand gesetzt werden. Inzwischen wurde sie dank einer großzügigen Spende durch eine neue Bank ersetzt.
1950 hatte der Stellmacher Jakob Kerber im Auftrag eines anonymen Hargarters, der unversehrt aus dem Krieg heimgekehrt war, zwei Kreuze aufgestellt. Eines auf der „Spitzheck“, Richtung Feldschmiede. Heute ist der Hang zugewachsen. Das zweite Kreuz befand sich an der Landstraße nach Brotdorf kurz vor der Abzweigung nach Rimlingen. Nachdem es morsch und von Gebüsch überwuchert war, hat der Heimat- und Kulturverein von Toni Kerber ein neues Kreuz herstellen lassen und 30 Meter weiter aufgebaut.
Ⓘ Dorf- und Spielplatz
Der Spielplatz wurde im Mai 1991 eingeweiht. 1996 wurde der Bolzplatz angelegt. Das Versorgungshäuschen wurde ebenfalls 1996 von den Vereinen und dem Ortsrat in Eigenleistung gebaut. Wenige Jahre später kam der Schaukeltiergarten hinzu. Insgesamt ist die Anlage ca. 2000 qm groß. Er ist neben dem 'Saargarten' der wohl meist genutzte Spiel-/Bolzplatz in der Gemeinde. Früher war das Gelände Wiese und Ackerland sowie Gärten von verschiedenen Nachbarhäusern.
Der Dorfplatz wurde um die Jahrtausendwende fertiggestellt. Im Bereich des Dorfplatzes stand rechts das Bauernhaus Kockler, das vor der Herrichtung des Dorfplatzes von der Gemeinde gekauft und wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Es war am 16.3.1945 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt, aus Geldmangel aber nie wieder hergerichtet worden. Zwischen dem Haus Kockler und dem heutigen Spielplatz lief der Hargarter Dorfbach offen. Die Anlieger der hinten liegenden Grundstücke fuhren mit ihren Fahrzeugen durch den flachen Dorfbach. Der Dorfbach wurde später verrohrt, was heute nicht mehr möglich wäre. Der neue junge Nussbaum steht ab derselben Stelle, an der sich früher ein großer Nussbaum und eine große Dunggrube befanden.
Kirmes, Spielefest, Bauernmarkt und die früheren Rommelbòòzenumzüge fanden und finden hier statt. Kindergarten und Schulen feiern hier vor den Ferien, Vereine nutzen den Platz für Veranstaltungen.
Am Rande des Dorfplatzes steht seit 2012 eine alte Schwengelpumpe nebst Sandsteintrog - zur Erinnerung an die früher eher mühselige Wasserbeschaffung im Ort.
Übrigens: Das Trafohaus steht schon seit 1915, als Hargarten an das Stromnetz angeschlossen wurde. Die Hochspannungsleitung kam über Rimlingen nach Hargarten und von dort ins obere Haustadter Tal.
Update 2022:
Aus dem zentral gelegene Hargarter Dorfplatz mit seiner angrenzenden Dorfwiese soll bald ein moderner Mehrgenerationen-Treffpunkt werden. Zwar wird der Platz bereits jetzt von der Dorfgemeinschaft für ihr aktives Dorf- und Vereinsleben genutzt. Doch der Spielplatz ist alt und das Gelände nur durch einen alten Zaun begrenzt. Zudem gibt es keine Sitzmöglichkeiten. Das möchte die Gemeinde nun ändern: Konkret soll auf der Fläche der alte Spielplatz durch ein neues Klettergerüst aufgewertet und ein Sicht- und Windschutz in Form einer so genannten Gambionenwand zu den angrenzenden Wohnhäusern hin errichtet werden. Barrierefreie Sitz- und Tischgruppen mit einem gepflasterten Weg und die Pflanzung eines Solitärbaums sollen den Platz zu einer attraktiveren Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche für Jung und Alt aufwerten.
Von den erwarteten Gesamtkosten in Höhe von 45.000,-€ übernimmt das saarländische Umweltministerium 24.460,- €, das Innenministerium 15.566,-€.. Damit muss die Gemeinde Beckingen lediglich 10% der Gesamtsumme aufbringen. Mehr auf der Politik-Seite
aus dem Amtsblatt der Gemeinde Beckingen 48/2022
Die Grundschule für die Gemeindebezirke Hargarten und Erbringen, die 154 Jahre eigenständig war, wurde 2005 von der damaligen saarländischen Landesregierung geschlossen. Die Proteste waren groß in Hargarten. Die Geschichte der Hargarter Schule ist ebenso lesenswert.
Ⓛ Die Weidentalhalle mit der "Flachsstube"
Die "Weidentalhalle" wurde im Juli 1996 eingeweiht. Endlich hatte die Grundschule damit auch eine dem Schulsport entsprechende Schulturnhalle. Vorher musste bei jedem Wetter auf dem großen Schulhof Freiluftsport oder im gefliesten, engen, ehemaligen Gemeindebad Turn- und Gymnastiksport betrieben werden.
Die örtlichen Vereine nutzen die Halle zu Fastnacht, für Theateraufführungen, Erntedank- und Kastanienfeste. Viele Gruppen treiben hier ihren Sport. im Winter findet das Training der Sportjugend aus den Nachbardörfern in der Weidentalhalle statt. Früher gab es hier auch Konzerte, Ausstellungen und Parteitage (so z.B. einen Landesparteitag der Grünen oder CDU-Parteitage).
Zur Weidentalhalle gehört seit 2013 auch die "Flachsstube". Es ist ein Anbau, der nach der Schließung des letzten Gasthauses im Jahr 2008 insbesondere den örtlichen Vereinen als eine Art "Dorfhaus" zur Verfügung steht. Die "Flachsstube" ist für maximal 80 Personen ausgelegt und kann die Infrastruktur der Halle - wie Toiletten, Küche und Kühlraum - nutzen. Der Name soll an die Geschichte Hargartens erinnern. In unserem Archiv könnt ihr die ganze Geschichte der Flachsstube und viele Veranstaltungen finden, die dort stattgefunden haben.
Das neue Feuerwehrgerätehaus wurde 1986 gebaut. Der Löschbezirk Hargarten verfügt über ein Löschfahrzeug.
Ⓝ Das "Beckinger Wasserwerk" in Hargarten - der "Nachfolger" der Borrestuww
Heute ist Hargarten - was Wasser betrifft - durch sein modernes Gemeindewasserwerk der wichtigste Ort in Beckingen. Es ist für die Wasserversorgung der 15.500 Einwohner der Gesamtgemeinde zuständig. Die Wassergewinnung erfolgt durch eigene Anlagen mit Quellen und Tiefbohrungen im Gemeindebezirk Hargarten. 600.000 m3 Wasser werden jährlich durch ein Leitungsnetz von 185 km Länge zu acht Hochbehältern gepumpt und von dort aus an 5.800 Haushalte in neun Ortsteilen verteilt.
Ⓞ Die Kirche St. Johannes
Obwohl die Anna-Kapelle im Oberdorf für die Bevölkerung eine wichtige Rolle spielte, gehörte Hargarten seit der Dorfgründung immer zur Pfarrei Reimsbach. Wahrscheinlich war es nicht nur der weite Weg von Hargarten und Erbringen zur dortigen Pfarrkirche, sondern auch die wachsende Bevölkerungszahl, die in den 1960er Jahren den Wunsch aufkommen ließen, zwischen den beiden Orten eine Gemeindezentrum mit (Filial)Kirche und Schule zu bauen. So wollte das Bistum Trier auch bei der ursprünglichen Planung dieser Kirche den amtierenden Pfarrer Julius Schmidt entlasten und eine neue Pfarrei Erbringen-Hargarten-Rissenthal installieren. Erbringen stellte unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zu Hargarten ein Grundstück kostenlos zur Verfügung. Der moderne Entwurf des Trierer Architekten Peter van Stiplen bekam den Zuschlag und am 25.6.1972, am Johannistag, wurde die Kirche feierlich eingeweiht. An eine Reduzierung von Pfarreien oder gar an eine Pfarreienreform dachte damals noch niemand. Alle vier Pfarreien in Beckingen hatten einen eigenen Pfarrer und im Pfarrhaus neben der Filialkirche wohnte noch ein Regionaljugendpfarrer, der auch bei Gottesdiensten und anderen Seelsorgeaufgaben zusätzlich zur Verfügung stand. Auf Grund fehlenden Priesternachwuchses, rückläufiger Mitgliederzahlen in der katholischen Kirche und der daraus resultierenden Zusammenlegung aller Pfarreien des Haustadter Tales zu einer Pfarreiengemeinschaft, ist die Zukunft der Filialkirche St. Johannes heute sehr ungewiss.